Donnerstag, 12. Dezember 2013

Eine kleines Weihnachtstagebuch...


Die kalte Witterung läßt die Gedanken klarer hervortreten, der Alltag mit seinen dummen Streitereien tritt zurück und macht wirklich Wichtigem Platz. Mein  Nachbar erzählt mir, daß er in diesem Jahr beabsichtige, seine Tanne im Garten mit hübschen Lichtern zu schmücken. Wegen der Stimmung. Finde das toll.

Seit gestern hat mein Nachbar einen Tannenbaum illuminiert. Kleine Lämpchen, ca. 20 Stück weiß. Sieht hübsch aus, sagt die ganze Nachbarschaft. Habe beschlossen, mich solidarisch an der Weihnachtsstimmung zu beteiligen und mich im Baumarkt nach kleinen Lämpchen umgesehen. Erstand kurzentschlossen eine 50er Lichterkette mit extrastarken Lämpchen, brilliantweiß. Werde sie gleich heute abend montieren.


Komische Sache. Mein Nachbar scheint meinen Wunsch zur gutnachbarlichen Zusammenarbeit zwecks Verschönerung der Straße missverstanden zu haben. Heute Morgen waren bei ihm sämtliche Tannenbäume sowie zwei Kirschbäume mit Lichterketten versehen. Eine flüchtige Zählung mit dem Feldstecher ergab eine Rate von mindestens 80 Lämpchen je Baum. Soll das ein Wettkampf sein? Ist doch erwachsenen Menschen unwürdig.


Kam heute Mittag zufällig im Baumarkt vorbei. Wussten Sie, dass man bei Abnahme von 15 Lichterketten a 150 Leuchteinheiten Sonderrabatte erhält? Besonders effektvoll seien blinkende Ketten, vorzugsweise die 250er-Einheiten mit Hochspannungs- sicherheitstransformator und induktiver Anschaltung. Da ich das für übertrieben halte, habe ich für die große Tanne lediglich 2 davon gekauft. Komme unter Einsatz von zwei Gummibäumen auf jetzt 14 behängte Gewächse. Ein Odem des Friedens geht vom Garten aus.

Eine Kampfansage. Mein verschwendungssüchtiger Nachbar hat den kompletten Zaun mit Leuchtkörpern behängt. Ca. 1000 rhythmisch blinkende Lampen in geschmacklosestem technicolor. Die Farbe bringt einen Stich ins proletarisch-billige in die Weihnachtsbeleuchtung. Das bestätigt auch mein Elektriker, der an unserer Fassade Leuchtsterne und die biblischen Motive angebracht hat. 

Die rhythmisch blinkenden Figuren an sämtlichen Fenstern verursachen schlimme Kopfschmerzen, die auch bei Betrachtung meiner neu angebrachten 5000-Watt-Licht-bogen-Himmelstrahler nur wesentlich besser werden. Sie werfen rhythmisch zuckende Lichtfinger in den wolkenverhangenen Himmel und geben einen interessanten Kontrast zu den lasergesteuerten Beamern, die auf den Wolken interessante Bilder und Szenen aus der Weihnachtsgeschichte schreiben. Dagegen sind die neu installierten Lauflichter an den Fassadenkanten des Hauses meines intriganten Nachbarn geradezu lächerlich profan.


Hatte heute Besuch eines Technikers der städtischen Stromwerke, der den fulminanten Anstieg meines Stromverbrauches für einen Defekt im Leitungssystem hielt. Unsere Unterhaltung wurde stark gestört durch das elektrische Glockengeläut auf dem Nachbargrundstück, das mit 38 Kupferglocken elektronisch gesteuert die bekanntesten Weihnachtslieder spielt. Beim Weggehen meinte er kopfschüttelnd, ob ich nicht etwas gegen diesen Glockenradau unternehmen wolle. Zeige ihn meine neuen 2000-Watt Außenlautsprecher und die zugehörige Abspielstation für das Unterhaltungsband Stille Nacht. Heute Abend gehe ich auf Sendung.

Die Menschenmassen in unserer Straße nehmen langsam unübersehbare Ausmaße an. Dabei kann ich voller Stolz feststellen, dass das Ausblasen von feinen Silbersternen vor dem Haus die allgemeine Bewunderung auf dieser Seite der Straße konzentriert. Da kann auch das Rentiergespann mit Kinderbelustigung meines Nachbarn nichts daran ändern. Zumindest seit meinen kostenfreien Ausschank von Getränken und der Verteilung von Gebäckteilen.

Etwas Merkwürdiges ist passiert. Die Stadtverwaltung hat alle weihnachtlichen Zurschaustellungen in meiner Straße verboten, mit dem völlig irrelevanten Argument, hier werde ein nicht genehmigter Weihnachtsmarkt abgehalten. Ich bin fassungslos. Und das an Weihnachten, dem Fest des Friedens und der Besinnung.


;) Eine kleine Anekdote über das teilweise verrückte Lichterwettrüsten an Weihnachten. Oft sinnloser Strom-verbrauch, verursacht durch hollywoodreife Inszenierungen einiger Häuser im „Hilfe es Weihnachtet sehr“-Style.
Unser Fazit: Ein wenig Stimmung ist ein Muss zur Weihnachtszeit! Jedoch bitte nicht übertreiben und wenn möglich mit energiesparenden LED-Leuchten. Und am stimmungs-vollsten sind meist eh die guten alten Kerzen…
Eine stimmungsvolle und fairgnügte Weihnachtszeit euch allen!

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