Samstag, 9. November 2013

Fairphone - wie fair kann die Produktion eines Smartphones sein?


Smart aber fair
Eine Banane kann man fair handeln, die besteht ja nur aus „einem Teil“. Aber ein Smartphone, das aus einer Vielzahl von Komponenten besteht, die jeweils eine eigene Lieferkette haben, kann man da genauso von fairem Handel sprechen?
Tatsächlich gibt es mittlerweile ein niederländisches Start-up namens Fairphone, das es sich auf die Fahne geschrieben hat, ein ethisch korrektes Smartphone zu produzieren. Mittels Crowdsourcing haben sie  die nötigen finanziellen Ressourcen für die Massenfertigung erhalten. Produziert werden sollen nun 25.000 Stück, das ist die Mindestanzahl für die Massenfertigung. Mittlerweile sind über 20.000 Stück vorbestellt und die Besitzer werden ihre Fairphones noch vor Weihnachten in den Händen halten. Optisch und auch funktionell kann das Fairphone mit der gängigen Konkurrenz von Samsung und Co. mithalten. Gut, und was ist daran nun fair?
Auch dieses Smartphone wird in Asien produziert. Die Herstellungsschritte und die dabei entstehenden Kosten werden von Fairphone detailliert auf deren Blog protokolliert. Die 325 Euro, die es den Kunden kostet, sind dort also transparent dargestellt.
Zunächst einmal hat das Unternehmen Fairphone auf einen fairen Zusammenbau geachtet. Die Fertigung in Asien wird überwacht von der unabhängigen Arbeitsrechtorganisation Taos. Damit werden zwar menschenwürdige Arbeitsbedingungen sichergestellt,  aber wie sieht es mit den verarbeiteten Rohstoffen aus? Immerhin stecken in einem Gerät 30- 40 Metalle. Das Problem dabei ist, dass an vielen Metallen, die zur Handyfertigung notwendig sind buchstäblich Blut klebt. Konkret: wir benötigen für ein Smartphone Zinn, Kobalt, Wolfram oder Tantal. Diese Materialien kommen aus dem vom Bürgerkrieg geplagten Ostkongo, wo u.a. Kindersoldaten seltene Erze schürfen und sich Kriegsfürsten am Rohstoffverkauf bereichern.
Fairphone hat zumindest für Zinn und Tantal faire Alternativen gefunden. Für Wolfram und Kobalt kann dies aber auch hier nicht garantiert werden. Ein weiteres faires Kriterium stellt die Austauschmöglichkeit des Akkus dar. Damit kann das Smartphone langfristiger genutzt werden, sofern der Nutzer bereit ist seinem Gerät so lange wie möglich treu zu bleiben. Interessant ist auch dass das Smartphone ohne Zubehör wie Ladegerät, Kabel, Kopfhörer geliefert wird. Damit soll der Nutzer vorhandenes Equipment nutzen, welches sonst ungenutzt in der Schublade verschwinden würde. Das Gehäuse ist zudem aus gebrauchtem Kunststoff Polycarbonat und hilft somit Müll zu vermeiden. Aber auch das Fairphone ermöglicht kaum eine Wiederverwendung elektronischer Bauteile.
Was kommt unterm Strich dabei raus? Ein bezahlbares, funktionierendes Gerät, das viele gute Beispiele für fairen Handel in sich vereint und damit einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltige Produktion geht. Ob es in Zukunft noch mehr faire Smartphones gibt hängt davon ab, wie stark ethische Aspekte die Kaufentscheidung der Kunden beeinflussen. 

Würdet ihr euch für ein Fairphone entscheiden? Mehr Details findet ihr hier:


2 Kommentare:

  1. Die idee ist gut, aber ich glaube kaum, dass das fairphone mit aktuellen branchengrößen mithalten. also wahrscheinlich nichts für leute, die ein highend-modell möchten. fehlendes zubehör sehe ich auch äußert kritisch.. da es bisher ja noch viele hersteller unterschiedliche ladekabel benutzen ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass dies zufällig passt..

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  2. Da hast du völlig recht, nur wenn Käufer den Ansatz von fairer Produktion und haltiger Wertschöpfungskette höher als das technische Know-How bewerten, könnte das Fairphone erfolgreich sein. Aber dieses Projekt ist wenigstens mal ein Anfang, um in dieser Industrie überhaupt was zu verändern bzw. Aufmerksamkeit auf die Produktionsumstände zu lenken.

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