Einige
von euch sind wahrscheinlich schon auf die Altkleiderkampagne von H&M
aufmerksam geworden. Kurz erklärt: H&M nimmt in ausgewählten Filialen
Deutschlands Tüten mit alter Kleidung an und schenkt seinen Kunden im Gegenzug
15% Rabatt auf ein Teil beim nächsten Einkauf. Auf den ersten Blick sind alle
begeistert: „Ich tue Gutes und kriege mit Rabatt noch mehr Neues!“
Näher
betrachtet unterstelle ich H&M reines greenwashing.
Diese
Kampagne ist ein genialer Marketingschachzug der das Unternehmen nicht nur in
ein besseres Licht rücken soll, sondern auch noch umsatzsteigernd wirkt. Doch
ist diese Aktion so gar nicht nachhaltig, letztlich regt sie uns nur an
verbilligt noch mehr zu kaufen.
Und
es kommt noch härter. Denn der eigentliche Nutzen von dem H&M profitiert
ist das weitere Geschäft, das das Unternehmen mit der gesammelten alten
Kleidung betreibt.
Schätzungsweise
fallen allein in Deutschland jährlich ca. 750.000 Tonnen Altkeider an. Jede
Tonne ist auf dem freien Markt bis zu 550€ wert! Somit ist dies ein extrem
lukratives Geschäftsfeld um das es zu kämpfen gilt, weshalb wohltätige
Organisationen in Bedrängnis geraten.
So
will auch H&M einen Teil des Kuchens abhaben. Die Rechnung ist ganz leicht:
Geht
man von einem neuen Kleidungsstück bei H&M für ca. 13€ aus, erhält der
Kunde für seine Tüte Altkleider einen Rabatt von 1,95€. Ist die abgegebene
Kleidung nicht ganz zerfetzt bringt sie H&M 3-5€ und selbst bei Abfall
bekommt das Unternehmen immernoch bestimmt einen Euro dafür, wenn diese
Kleidung zu Lappen oder Dämmmaterial weiter verarbeitet werden.
H&M
behauptet auf seiner Informationsplattform keinerlei Gewinn
erzielen zu wollen.
In
einem Interview informiert der
Nachhaltigkeitsmanager für H&M Deutschland, Alexander von Aufschnaiter, wie
folgt:
„Wir
erzielen mit dieser Initiative keinen Gewinn. Mit jedem in Deutschland
gesammelten Kilogramm Altkleidung wird die Organisation „Menschen für Menschen“
mit 2 Cent unterstützt.“
2
Cent?! Angesichts des möglichen Gewinns pro Tüte die H&M kassiert,
erscheinen mir 2 Cent ziemlich lächerlich…
„Das
weitere Geld, das wir mit der Initiative einnehmen, geht an die H&M
Conscious Foundation. Das Geld wird zum einen für Investitionen in
Forschungsprojekte für einen geschlossenen Kreislauf eingesetzt, zum anderen
auch für soziale Projekte entlang der
Wertschöpfungskette von H&M.“
Allein
wie das schon klingt - entlang der Wertschöpfungskette - da stellen sich mir
die Nackenhaare auf. Von diesen sozialen Projekten ist leider nicht viel zu
sehen.
Fazit:
Alleiniger Gewinner bei dieser Aktion ist H&M selbst. Sie wollen zwei
Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ein grüneres Image und gleichzeitig mehr
Umsatz.
Vielleicht
sollte H&M weniger Wert auf solch zweifelhafte Geschäftszweige legen um
sein Image zu verbessern sondern tatsächlich die Arbeitsbedingungen „entlang
ihrer Wertschöpfungskette“ hinter ihren Massenkollektionen verbessern.
In passau gibts das nicht, deswegen wusste ich auch nicht davon...ganz schön dreist!!
AntwortenLöschenStimmt! Ich wusste das auch nicht, aber bei h&m wundert mich ja ehrlich gesagt garnichts mehr...die frage ist halt immer die nach alternativen, besonders für studenten die zur gruppe "notorisch pleite" gehören!
AntwortenLöschenGenau, mir ist es auch nur aufgefallen, weil ich, ich meine das war in Frankfurt, im Schaufenster große runde grüne Aufkleber gesehen hatte, wo mit dieser Aktion geworben wurde. Dann habe ich das ganze ein bisschen recherchiert, weil mich das stutzig gemacht hat, dass man sogar bares dafür zurück bekommt.
AntwortenLöschenDa wir von Fairbesserungswürdig auch keine Fans von reinen frustrierenden Skandalnachrichten sind, sondern auch etwas verändern wollen, wird schon morgen ein weiterer Beitrag zum Thema Altkleider kommen der auch eine Alternative zeigen soll :)
ich halte von h&m sowieso nichts. diese marketingstrategie bestärkt mich nur noch in dieser haltung. ich sehe ja selbst, wieviele (auch von meinen, vor allem weiblichen bekannten) jede woche zu h&m rennen, um sich wieder für verhältnismäßig wenig geld neu einzukleiden und diese kleidung dann ein halbes jahr später eh nicht mehr angezogen wird, weil sich ja bis dahin schon wieder viel neues, "trendigeres" zeug angehäuft hat. ein breites umdenken wäre hier unbedingt notwendig!
AntwortenLöschenUmdenken ist wichtig! Da geht es auch nicht nur um H&M, da die Kette hier nur als ein plakatives aktuelles Beispiel gilt, sondern um unseren generellen Kleidungskonsum. Es besteht auch kein Vorwurf darin, denn unsere Generation ist mit den Preisen und der Fashionmentalität aufgewachsen und die jetzigen Teenies ja noch mehr! Meistens ist es nichtmal eine "Ich weis schon, aber ist mir egal"-Haltung, sondern tatsächliche Unwissenheit und die verbreitete "Normalität" der Produktionsbedingungen, die sich entwickelt hat.
AntwortenLöschenDeshalb ist es nicht unser Ziel, den Verbraucher anzuklagen, sondern aufzuwecken, einfordern sich Gedanken zu machen und zu hinterfragen. Denn das ist der wichtigste erste Schritt zur Fairbesserung.
Einfach nur schlimm! Und immer noch so viele sind von H&M und ihren "günstigen" Preisen überzeugt und shoppen wie verrückt. Hinterfragen nicht was hinter so einer Aktion steckt. Das muss mehr Publik gemacht werden! Gut so Fairbesserungswürdig. Ich wünscht mehr würden sich das zu Herzen nehmen!
AntwortenLöschenDanke für die ermutigenden Worte, wir werden euch weiter auf dem Laufenden halten!
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