Mittwoch, 4. Dezember 2013

Spendenkampagnen und Charity-Videoclips unter der Lupe


Habt ihr euch schon mal Gedanken über die Spendenaufrufe gemacht, die alle Jahre wieder pünktlich zur Weihnachtszeit in den Medien und im Briefkasten auftauchen? Überall wird momentan dazu aufgerufen Kinderpatenschaften abzuschließen und afrikanische Kinder aus der Not zu retten. Interessanterweise vertreten die Darstellungen in den Medien oftmals eine rassistische Perspektive, eine klare Schwarz-Weiß-Teilung, in der weiße Europäer/ Nordamerikaner die Rolle des edlen Retters und die Afrikaner die hilf- und sprachlosen Opfer ihrer Umstände verkörpern. Da fragt man sich doch, ob diese Darstellungen gerechtfertigt oder doch rassistisch und anmaßend sind.

Die norwegische Hilfsorganisation SAIH will zeigen, dass Werbeclips für einen guten Zweck auch anders sein können. SAIH setzt dabei nicht auf Stereotype, wie Hunger, Armut etc., sondern auf kritisches Hinterfragen und bietet Denkanstöße durch Rollentausch. Vor diesem Hintergrund entstand eine Anti-Kampagne, die sämtliche in den Werbemaßnahmen verwendete Stereotypen aufgreift und sich gegen das typische Schwarz-Weiß-Denken wendet:

 

Klar, das pro und contra gegen Hilfs- und Spendenorganisationen ist aus entwicklungspolitischer Sicht ein sehr komplexes Thema. Man kann auch nicht alle Hintergründe und Zusammenhänge von Armut in solchen Kampagnen darstellen, aber dennoch wurden vier Videos für den Golden Radiator Award nominiert, die nicht auf das Mitleid der Zuschauer setzen, sondern das Potential und die Handlungsfähigkeit der Menschen in den Vordergrund rücken. Auch wenn diese Beispiele alle nicht perfekt sind, so sind in diesen Clips die Afrikaner nicht als sprachlose Opfer dargestellt, sondern haben immerhin eine eigene Stimme.  

Der Negativpreis, der Rusty Radiator Award, prangert vier Charityclips an, deren klischeehafte Kampagnen die Hilfsbedürftigen entwürdigen, ganz nach dem Motto: „Stereotypes harme dignity“. 

Trotz aller Kritik bin ich davon überzeugt, dass man mit einer Kinderpatenschaft innerhalb einer vertrauenswürdigen Organisation, die transparent ist und verantwortungsbewusst mit ihren Ressourcen umgeht, einen Unterschied in der Entwicklung eines Kindes machen kann und damit einen nachhaltigen Einfluss auf deren Zukunftsperspektive haben kann. Denn ein gutes Bildungsfundament eröffnet nicht nur deutschen Kindern eine Reihe von Möglichkeiten. Allerdings ist es im Dschungel der Hilfsorganisationen nicht leicht den Überblick zu behalten und abzuschätzen, wie vertrauenswürdig eine Organisation wirklich ist. Wenn man schon hilft, soll diese schließlich auch zu 100% ankommen! 
Ich kann euch eine Kinderpatenschaft bei der Organisation Compassion empfehlen. Dank vieler Stimmen von Menschen aus meinem Umfeld, die gute Erfahrungen damit gemacht haben und sich vor Ort von der Wirksamkeit des Programms bereits überzeugt haben, habe ich mich selbst für eine Kinderpatenschaft entschieden und unterstütze nun ein Kind in Brasilien. Der Vorteil dieser Eins-zu-Eins-Patenschaft ist, dass damit gezielt die ganzheitliche Förderung eines Kindes unterstützt wird. Das heißt die Kinder haben die Chance ihr Leistungspotential in der Schule zu entfalten und werden in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert. So kümmert sich Compassion nicht nur um Essen und Schulmaterialien, sondern fördert die Kinder auch in der Freizeit. Zudem hat man als Pate regelmäßig Kontakt zu „seinem“ Kind, man kann über Briefe oder via Mail kommunizieren und erhält regelmäßig Updates und Fotos über Entwicklungen, Lernfortschritte etc. Außerdem besteht die Möglichkeit sein Patenkind zu besuchen und sich selbst ein Bild von der Arbeit der Organisation zu machen.
Macht euch mal Gedanken, vielleicht ist solch eine Unterstützung für euch auch eine vorstellbare Option!

4 Kommentare:

  1. Hi,

    eine Patenschaft ist wirklich eine gute Idee, und ich will auf auf gar keinen Fall jemanden von dieser Unterstützung abbringen.

    Ihr größter Pluspunkt, die Bindung an einen konkreten Menschen, dessen Entwicklung man verfolgen kann, ist jedoch zugleich ihr größter Schwachpunkt. Denn was ist mit anderen, die diese Unterstützung nicht erhalten? Die Geschwister? Die Klassenkameraden? Die Nachbarkinder im Dorf? Ich möchte also dazu zu bedenken geben, dass es zu Neid und Missgunst führen kann, ein einzelnes Kind zu fördern und andere aber leer ausgehen. Meine Option ist daher lieber eine Projektförderung, von der viele etwas haben ohne eine subjektive Komponente, die die Bevorzugung eines Einzelnen in einer Gemeinschaft darstellt. Von einem neuen Brunnen können z.B. alle Wasser trinken, oder in das neue Schulgebäude können alle Kinder gehen usw., denkt R.S.

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    1. Danke für deinen Kommentar! Aus entwicklungspolitischer Sicht ist es eben nicht einfach zu entscheiden, welche Maßnahme, welche Hilfe letztlich am besten ist und der jeweiligen Region am meisten etwas bringt. Auch Brunnenbaumaßnahmen sind in der Vergangenheit schief gegangen, weil die lokale Bevölkerung vor Ort nicht wusste wie man das frische Wasser sauber halten kann. Auch in neuen Schulen kann es sein, dass die Eltern den Schulbesuch ihrer Kinder sich nicht leisten können. Daher ist es gut, sich generell mal Gedanken zu dem Thema zu machen und zu überlegen, wie man persönlich seinen Beitrag leisten kann.

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    2. Danke für deine Antwort. Stimmt, es ist schwierig. Der Betrieb eines Brunnens ist eine anspruchsvolle Angelegenheit, besonders wenn Laien damit zurecht kommen müssen. Andererseits besteht kein Zweifel, dass Wasser gebraucht wird. Ich denke, man muss den Leuten wohl auch einen Lernprozess zugestehen, Fehler müssen erlaubt sein. Auch bei uns werden täglich viele Euros sinnlos in den Sand gesetzt, oft genug ist man später schlauer. Letztlich bin ich voll bei Euch, sich Gedanken zu machen und einen persönlichen Beitrag zu leisten. Egal was es ist, ist es besser als nichts.

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    3. Stimmt, es ist definitiv sehr wichtig die lokale Bevölkerung in den Lernprozess einzubinden, damit sie verstehen wie man beispielsweise mit den neu gebauten Brunnen so umgeht, dass man möglichst lange etwas davon hat. Denn tatsächlich versickert so viel Geld in "Entwicklungsprojekten", das an anderer Stelle viel besser hätte eingesetzt werden können. Oft liegt das auch daran, dass mit einem "westlichen Blick" auf diese Regionen geschaut wird und man meint, die Lösung zu erkennen, zu wissen was an der Stelle fehlt - doch die Realität kann ganz anders aussehen und ganz andere Dinge erforderlich machen.

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