Es scheint, als wäre es gestern erst passiert, doch sind seit dem verheerenden Fabrikeinsturz in Bangladesch, bei dem mehr als 1.100 Menschen ums Leben kamen, bereits 6 Monate vergangen. Auch bei Bränden in anderen Fabriken starben mehrere hundert Menschen.
Und nun ist Bangladesch wieder in den Medien: es tut
sich was in dem Land, das als weltweit zweitgrößter Textilproduzent gilt und
dessen ca. 4.500 Textilfabriken für 80 % des nationalen Exports verantwortlich
sind. Die ArbeiterInnen beginnen sich zu wehren und protestieren!
Die TextilarbeiterInnen in Bangladesch gehören nämlich
zu den am niedrigsten bezahlten in der Welt,
laut Gewerkschaften vor Ort reicht der Mindestlohn nicht einmal ansatzweise
dazu aus, um in Würde zu leben. Daher fordern die nun demonstrierenden ArbeiterInnen
die Anhebung der Mindestlohns von derzeit 3.000 Taka (ca. 28 €) auf 8114 Taka (ca.
75 €). Eine Kommission aus Arbeitgebern, Gewerkschaften und
Regierungsvertretern hatte jüngst eine Anhebung auf 5.300 Taka vorgeschlagen.
Dies ist vielen Beschäftigten zu niedrig. Der Verband der Hersteller und
Exporteure dagegen wies den Vorschlag als zu hoch zurück und rief die Regierung
auf, dies nicht umzusetzen. Daher gehen die Proteste weiter, teils gewaltsam
und mit einem unverhältnismäßigen Vorgehen der Polizei. Über 140 Fabriken sind
seit letzter Woche geschlossen und tausende von Menschen gehen auf die Straße. Wir
hoffen, dass die Protestierenden ihre Ziele erreichen und ihre Rechte auf eine
angemessene Bezahlung und damit auf ein Leben in Würde geltend machen können!
Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den
Textilfabriken sollte also grundlegendes Ziel sein, hier sind nun Regierungen
und beteiligte Unternehmen gefordert, ethisch richtige Entscheidungen zu
treffen. Doch auch wir können durch bewussteren Konsum zumindest mittelfristig
die Lage der ArbeiterInnen fairbessern! Dass Unternehmen wie Primark
nicht für eine ökologisch und sozial nachhaltige Produktion stehen, dürfte den
meisten Verbrauchern ja bekannt sein, dennoch sind auch teurere Preise für
Kleidung kein Indikator für eine „saubere“ Produktion.
Im Zuge unserer Recherchen mussten wir leider
feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, sich im Dickicht von Siegeln in
der Textilbranche zurechtzufinden. Allerdings gibt es in der bereits einige
Unternehmen, die mit gutem Beispiel voran gehen, über Armed
Angels haben wir ja zum Beispiel bereits geschrieben. Auch möchten wir an
dieser Stelle auf den Kleidungsladen in
Passau aufmerksam machen. Leider musste dieser, vor allem aufgrund der durch
das Hochwasser entstandenen Schäden, schließen. Ihr könnt jedoch immerhin im Online-Shop
fair weitershoppen!
Zudem gibt es Initiativen wie die FairWearFoundation, einer unabhängigen NGO,
die mit Unternehmen und deren Fabriken sowie Gewerkschaften zusammen arbeiten,
um die Arbeitsbedingungen in Ländern wie Bangladesch, Vietnam, China, Rumänien usw.
zu verbessern. Ziele sind die Abschaffung von Zwangs- und Kinderarbeit, die
Zahlung von existenzsichernden Löhnen, rechtlich verbindliche Arbeitsverträge
und entsprechend gestaltete Arbeitszeiten.
Ein anderes Beispiel stellt manomama dar, die erste ökosoziale
Bekleidungsfirma in Deutschland. Die Wertschöpfungskette gestaltet sich hier
komplett regional: „Vom Garn bis zur Naht hergestellt in Deutschland. In
fairen, partnerschaftlichen Beziehungen. Und aus Respekt gegenüber Mensch,
Natur und Umwelt radikal ökologisch.“ Sie glauben, „dass das einzige Ziel eines
Unternehmens die Maximierung der Menschlichkeit sein muss und dass jeder in
gleichen Teilen in der Wertschöpfungskette von seiner Arbeit leben kann.“
Hoffentlich folgen viele weitere solcher Beispiele…
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