Die
Ausbeutungsstrukturen unserer Kleidungsindustrie sind kein Geheimnis.
ArbeiterInnen in Südasien müssen 14-Stunden-Schichten in lebensgefährlichen Fabrikgebäuden
schuften, für einen Hungerlohn, der oft nicht einmal das Überleben sichert. Es
ist kein Geheimnis. Wohl aber ist es ein Thema, das nicht gern angesprochen
wird. Wir Shoppen halt so liebend gern und wollen nicht über die Konsequenzen
nachdenken. Alternativen sind uns häufig zu teuer oder unbequem. Denken wir zumindest.
Was aber wenn es günstige, einfach erhältliche, fairtrade Kleidung gibt?
Die
Seite www.grundstoff.net wirbt damit, ökologisch hochwertige fairtrade Kleider
von verschiedenen Anbietern zu verkaufen. Der Versand ist kostenfrei und die
Preise oft verblüffend günstig. Einen
Dreierpack tanktops können wir für 21 Euro erwerben, sweatshirts gibt es ab 30
Euro und Turnschuhe für 40 Euro. Solche Preise sind kaum höher als bei den
üblichen Textilgiganten und der Versand mindestens so unkompliziert. Man kann
mit Kredikarte, per Banküberweisung (Vorkasse) oder durch Sofortüberweisung
bezahlen, die Kleider werden zügig geliefert und der Retourenbegleitschein
liegt schon mit dabei. Günstig und fair. Klingt fast zu gut um wahr zu sein.
Die
verschieden Hersteller bei Grundstoff haben tatsächlich jeweils
unterschiedliche Kriterien und Siegel durch die wir uns erst einmal wühlen
müssen. Fast alle haben das Global Organic Textile Standard (GOTS) Siegel, das
überprüfen soll, dass 90% des Materials aus Naturfasern besteht und verbindlich
die ILO-Kernarbeitsnormen durchsetzt. Diese Normen schließen unter anderem
Kinderarbeit aus, legen die wöchentliche Arbeitszeit auf maximal 48 Stunden
fest und verlangen einen existenzsichernden Lohn. Einige Hersteller bei
Grundstoff haben das Fairwear- oder Fairtrade-Siegel, die beide umfassende
soziale Standards überprüfen. Die Übersicht über die Hersteller, die Kriterien
ihrer Arbeitsbedingungen und ihre Siegel ist sehr übersichtlich in einer Liste
bei Grundstoff ausgeführt. Günstig und fair scheint also möglich zu sein. Nur
wie kann das sein?
Ein
wenig Aufschluss bei der Frage gibt die Organisation medico international im
Zusammenhang mit ihrer Kampagne für Saubere Kleidung (http://www.medico.de/material/artikel/cool-aber-toedlich/4461/). In einer Kostenkalkulation
europäischer Textilfirmen veranschaulicht sie, wie die 'normalen'
Textilgiganten rechnen. Während nur 1% der Einnahmen für die Lohnkosten der
ArbeiterInnen gerechnet werden, sind 25 % der Einkünfte für Markenwerbung, 11%
für Transport und Steuern und 50% für Einzelhandelskosten und für den Gewinn
veranschlagt. Mit dieser Rechnung wird ein wenig verständlicher, wie es sein
kann, dass kleine Betriebe ihre Kleidung mit gerechteren Löhnen herstellen und
trotzdem so günstig anbieten können. Ein Löwenanteil von Werbung und
Einzelhandelskosten fällt ja bei ihnen weg.
Günstig
und fair scheint also möglich zu sein und Seiten wie Grundstoff.net eine
relativ unkomplizierte Alternative zu unseren geläufigen Textilgiganten zu
bieten. Auch hier müssen wir zwar immer wieder nachhaken und die Siegel
überprüfen und kritisieren. Im Vergleich zu den Alternativen aber scheint es
das kleinere Übel zu sein.
Zum
Nachlesen über die Siegel und ihre Kriterien:http://www.ci-romero.de/gruenemode-fwf/
Zur
Kampagne für Saubere Kleidung: http://www.saubere-kleidung.de/
(Gastbeitrag von Lisa Schweiger)