Sonntag, 15. Dezember 2013

Tchibo "Biokleidung" – auf dem Weg zu einer 100% nachhaltigen Marke?


Tchibo wurde 1949 in Hamburg gegründet, ist der viertgrößte Kaffeeröster der Welt und Marktführer in Deutschland. Seit 2006 betreibt das Unternehmen eine nachhaltige Geschäftspolitik. Der Konzern will einen Beitrag zur Entwicklung eines nachhaltigen Kaffeesektors leisten, engagiert sich für Sozialstandards in der Lieferkette und für den Klimaschutz. Ziel der nächsten Jahre: eine 100% nachhaltige Geschäftstätigkeit. Aber… ist das überhaupt möglich? Auch Kleidung aus Biobaumwolle kann man in einigen Aktionswochen bei Tchibo im Regal finden. Ich wollte herausfinden, was es damit auf sich hat. Was versteht man unter „Biobaumwolle“ überhaupt, werden da nicht die sozialen Bedingungen außen vor gelassen?

Bio darf sich nur jene Baumwolle nennen, die ausschließlich unter Verwendung von organischem Dünger, biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln und unter Ausschluss genmodifizierter Pflanzen hergestellt wird. Dies soll bei Tchibo mit dem Siegel Textil Exchange gesichert werden, welches den Anbau von kontrolliert biologischer Baumwolle fördert. Dadurch werden ökologische Standards gesichert, jedoch keine sozialen.  

Soziale Standards werden allerdings durch die Zusammenarbeit von Tchibo mit anderen Partnern berücksichtigt: 



  • Cotton made in Africa hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensverhältnisse und Wettbewerbschancen der afrikanischen Baumwollfarmer zu verbessern. Die Bauern werden bspw. in landwirtschaftlichen Praktiken geschult.  

  • Better Cotton Initiative setzt sich weltweit für einen verantwortungsvollen Anbau von Baumwolle ein. Betrachtet wird dabei die gesamte Baumwollwertschöpfungskette.

  • WE (worldwide enhancement of social quality) ist ein Qualifizierungsprogramm und wurde gemeinsam mit der GIZ entwickelt: lokale Trainer führen regelmäßig Schulungen in den Fabriken durch. Schwerpunkt ist der Dialog im Produktionsland, bei dem alle wesentlichen Stakeholder eingebunden sind. Es werden dabei auch gemeinsam Lösungen und Aktionspläne erarbeitet. Das Programm fördert damit Vertrauensbildung in den Fabriken sowie zwischen Fabriken und den Gewerkschaften und ist bspw. in Bangladesch mittlerweile für alle Zulieferer verpflichtend.

Es gibt zudem interne Richtlinie für die weltweite Produktion, welche aussagt, dass keine Ausbeutung, keine Kinderarbeit und keine Sklaverei die Grundlage von Geschäftsbeziehungen darstellen darf.

Momentan liegt der Anteil biologisch nachhaltig produzierter Baumwolle weltweit nur bei ca. 2 Prozent. Tchibo hat sich vorgenommen die Nachfrage von Baumwolle in geprüfter ökologischer und sozialer Qualität zu erhöhen, 2012 bestanden schon 25% der angebotenen Baumwolltextilien wenigstens zum Teil aus Biobaumwolle. Die Herkunft der Baumwolle soll vollständig transparent sein. Die Umstellung auf ökologischen Anbau ist schwierig, da sie viel Wissen erfordert, welches in den Produktionsländern oft fehlt. Tchibo engagiert sich daher in den Anbauländern dafür, dieses Wissen zu vermitteln.

Das Engagement zahlt sich aus: Tchibo wurde im April für seine umfassende Geschäftstätigkeit in Richtung Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung mit dem CSR-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet und erhielt 2012 den Preis für Unternehmensethik vom Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik. Die nachhaltige Strategie wird also Stück für Stück weiter durchgesetzt. Ob 100% nachhaltig nicht eine sehr hochgegriffene Forderung ist, kann sicherlich diskutiert werden. Ein guter Anfang ist aber gemacht und ich finden, dass sich andere Unternehmen daran ein Beispiel nehmen können. Was meint ihr?



Einen Überblick über die verschiedenen sozialen/nachhaltigen Projekte des Unternehmens bekommt ihr hier: 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen