Tchibo
wurde 1949 in Hamburg gegründet, ist der viertgrößte Kaffeeröster der Welt und
Marktführer in Deutschland. Seit 2006 betreibt das Unternehmen eine nachhaltige
Geschäftspolitik. Der Konzern will einen Beitrag zur Entwicklung eines
nachhaltigen Kaffeesektors leisten, engagiert sich für Sozialstandards in der
Lieferkette und für den Klimaschutz. Ziel der nächsten Jahre: eine 100%
nachhaltige Geschäftstätigkeit. Aber… ist das überhaupt möglich? Auch Kleidung aus
Biobaumwolle kann man in einigen Aktionswochen bei Tchibo im Regal finden. Ich
wollte herausfinden, was es damit auf sich hat. Was versteht man unter „Biobaumwolle“
überhaupt, werden da nicht die sozialen Bedingungen außen vor gelassen?
Bio
darf sich nur jene Baumwolle nennen, die ausschließlich unter Verwendung von
organischem Dünger, biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln und unter Ausschluss
genmodifizierter Pflanzen hergestellt wird. Dies soll bei Tchibo mit dem Siegel
Textil Exchange gesichert werden,
welches den Anbau von kontrolliert biologischer Baumwolle fördert. Dadurch
werden ökologische Standards gesichert, jedoch keine sozialen.
Soziale
Standards werden allerdings durch die Zusammenarbeit von Tchibo mit anderen Partnern
berücksichtigt:
- Cotton made in Africa hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensverhältnisse und Wettbewerbschancen der afrikanischen Baumwollfarmer zu verbessern. Die Bauern werden bspw. in landwirtschaftlichen Praktiken geschult.
- Better Cotton Initiative setzt sich weltweit für einen verantwortungsvollen Anbau von Baumwolle ein. Betrachtet wird dabei die gesamte Baumwollwertschöpfungskette.
- WE (worldwide enhancement of social quality) ist ein Qualifizierungsprogramm und wurde gemeinsam mit der GIZ entwickelt: lokale Trainer führen regelmäßig Schulungen in den Fabriken durch. Schwerpunkt ist der Dialog im Produktionsland, bei dem alle wesentlichen Stakeholder eingebunden sind. Es werden dabei auch gemeinsam Lösungen und Aktionspläne erarbeitet. Das Programm fördert damit Vertrauensbildung in den Fabriken sowie zwischen Fabriken und den Gewerkschaften und ist bspw. in Bangladesch mittlerweile für alle Zulieferer verpflichtend.
Es
gibt zudem interne Richtlinie für die weltweite Produktion, welche aussagt,
dass keine Ausbeutung, keine
Kinderarbeit und keine Sklaverei die Grundlage von Geschäftsbeziehungen
darstellen darf.
Momentan
liegt der Anteil biologisch nachhaltig produzierter Baumwolle weltweit nur bei
ca. 2 Prozent. Tchibo hat sich vorgenommen die Nachfrage von Baumwolle in
geprüfter ökologischer und sozialer Qualität zu erhöhen, 2012 bestanden schon 25%
der angebotenen Baumwolltextilien wenigstens zum Teil aus Biobaumwolle. Die
Herkunft der Baumwolle soll vollständig transparent sein. Die Umstellung auf
ökologischen Anbau ist schwierig, da sie viel Wissen erfordert, welches in den
Produktionsländern oft fehlt. Tchibo engagiert sich daher in den Anbauländern dafür,
dieses Wissen zu vermitteln.
Das
Engagement zahlt sich aus: Tchibo wurde im April für seine umfassende
Geschäftstätigkeit in Richtung Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung mit
dem CSR-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet und erhielt 2012 den Preis für
Unternehmensethik vom Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik. Die nachhaltige Strategie wird also Stück für Stück
weiter durchgesetzt. Ob 100% nachhaltig nicht eine sehr hochgegriffene
Forderung ist, kann sicherlich diskutiert werden. Ein guter Anfang ist aber
gemacht und ich finden, dass sich andere Unternehmen daran ein Beispiel nehmen
können. Was meint ihr?
Einen
Überblick über die verschiedenen sozialen/nachhaltigen Projekte des Unternehmens
bekommt ihr hier:
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